Kötter/Israel/Limberg feat. Olande Byamungu, Yasmine Bisimwa, Christian Chokola Muhigwa
Artistic direction: Kötter/Israel/Limberg
360° film: Daniel Kötter
Stage and costume design: Elisa Limberg
Dramaturgy: Anna Ptak
Sound: Marcin Lenarczyk, Paul Hauptmeier, Martin Recker
Artistic and production collaboration: Melanie Albrecht
Production: ehrliche arbeit - free cultural office with Leoni Grützmacher
From and with: Christian Chokola Muhigwa, Yasmine Bisimwa, Olande Byamungu
landscapes and bodies ist eine fünfteilige Performance-Reihe, die sich mit raumpolitischen Fragen sowie den sozialen und ökologischen Folgen des
Berg- und Tagebaus befasst. Nach den Teilprojekten „Gold & Coal“, die im November 2019 in der Residenz zur Premiere kamen, widmen sich die weiteren Teile „Water & Coltan“ den Ewigkeitslasten der Bergbaufolgeregion im
Ruhrgebiet sowie dem Coltan-Abbau im Osten der DR Kongo. Es entsteht ein immersiver Raum-Parcours aus 360°-VR-Dokumentarfilm und Performance, den das Publikum in kleinen Gruppen
durchläuft.
landscapes and bodies #3: WATER Nach dem Ende der Steinkohle kämpft das Ruhrgebiet nicht nur mit dem gesellschaftlichen und stadträumlichen Strukturwandel, sondern auch mit den
unmittelbaren Ewigkeitsfolgen des Rohstoffabbaus. Waren die letzten beiden Jahrhunderte im Ruhrgebiet vor allem durch die Kohle bestimmt, übernimmt nun ein anderes Element einen versteckten,
aber entscheidenden Platz in allen Zukunfts-Szenarien für ein Zusammenleben in der Region: das Wasser. Unterirdische Pumpwerke in den ehemaligen Stollen sollen dafür sorgen, dass der
steigende Wasserspiegel des einsickernden Grubenwassers nicht zu einer Verunreinigung des Grund- und damit des Trinkwassers führt. Oberirdische Pumpen verhindern das Entstehen von Sumpf- und
Seenlandschaften in abgesenkten Landschaftsabschnitten. Entlang des Flusses Emscher, der an drei verschiedenen Stellen von Pumpwerken auf ein notwendiges Gefälle hochgepumpt werden muss, ehe
er in den Rhein fließt, entstehen renaturierte Areale und neue Wohnflächen an (ehemals) industriell genutzten Standorten. „Water“ spiegelt die Abwesenheit von Wasser als dauerhafte
Überlebensbedingung und seine Anwesenheit als visuell-temporäre Naturkulisse im Post-Kohle-Ruhrgebiet.
landscapes and bodies #4: COLTAN Der Rohstoff Coltan spielt weltweit eine wichtige Rolle, er findet sich als Endprodukt in verschiedenen technischen Geräten, u. a. in jedem
Smartphone. Das Teilprojekt „Coltan“ fokussiert sich auf die gegenwärtige Perspektive von aktiven Bergarbeiterinnen im Coltan-Bergbau im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Anhand
zahlreich geführter Gespräche erzählt „Coltan“ mit ihnen die sozial, ökonomisch und politisch komplexen Geschichten, die am Anfang einer globalen Verwertungskette des Rohstoffs
stehen. Die Geschichte des Coltan-Bergbaus im Osten des Kongo ist eng verknüpft mit den Folgen der Genozide im benachbarten Ruanda und mit der
Finanzierung von Milizen. Ethnisch interpretierte Kämpfe um Territorium und politischen Einfluss gingen Hand in Hand mit Kämpfen um Zugang und Verteilung von Rohstoffen. Es ist ein Konflikt,
der von Männern dominiert und mit der Instrumentalisierung von sexualisierter Gewalt und Vertreibung nicht zuletzt auf den Körpern der Frauen ausgetragen wurde. Es ist auch ein Konflikt, der
in den allermeisten Fällen von Männern erzählt und weitergegeben wurde. Gemeinsam mit der Juristin Olande Byamungu, der Sozialarbeiterin Yasmine Bisimwa und dem Ingenieur Christian Muhigwa
soll der Konflikt neu erzählt werden, hauptsächlich von und aus der Perspektive von Frauen, die im artisanalen Bergbau tätig sind.