Der Sieg über die Sonne I - Das Gehirn des Hauses
Produktion von Novoflot
Hamburger Bahnhof
12. - 20. Oktober 2013 / Premiere 12.10.2013
nach der futuristischen Oper von Kasimir Malewitsch
1913 feierte in St Petersburg eine Oper ihre Uraufführung, die mit einem Schlag eine ganze Gattung außer Funktion setzte. Mehrere Protagonisten der russischen Futurismusbewegung (unter ihnen der Künstler Kasimir Malewitsch) verknüpften in ihrem Werk mit dem Titel „Der Sieg über die Sonne“ scheinbar unvereinbare Elemente aus Malerei, Sprache, Komposition und Inszenierung zu einem künstlerischen Ereignis, das in jeder Hinsicht aufräumte mit aller Logik traditionellen musiktheatralen Erzählens. Die Aufführung ging als Skandal in die Geschichte ein und erschütterte die Herzen und Hirne einer ganzen städtischen Gesellschaft. Genau 100 Jahre später, zu Beginn eines Jahrhunderts, in dem von der Energie futuristischen Denkens und Erfindens kaum eine Spur zurückgeblieben scheint, nehmen Novoflot und vier Komponisten das überlieferte Material der „Sonnen“-Oper zum Ausgangspunkt für einen Systemneustart. Auf den Bühnen von vier Kulturinstitutionen der Stadt zeigen sie eine Woche lang fünf verschiedene Inszenierungen, darunter Trainingslager, Hirnbesichtigungen, Sternwarten und Parlamente der Zukunft. Der Zuschauer hat die freie Wahl, er kann eine Inszenierung sehen oder alle, drei in 24 Stunden oder vier an fünf Tagen, zwei mehrmals oder eine nur zur Hälfte. Die Oper „Der Sieg über die Sonne“ war und ist kein zusammenhängendes Werk. Sondern künstlerischer Ausdruck einer unbeherrschbaren Vielheit von Erwartungen, Notwendigkeiten und Aufbrüchen. Eine mehrteilige, aus alten und gegenwärtigen Klängen, Sprachen und Bildern geformte Ansage in angemessener Lautstärke.
Originalkompositionen (1913) - Michail Matjuschin
Posaunenimprovisationen - Nils Wogram
Regie - Sven Holm
Musikalische Leitung - Vicente Larrañaga
Raum - Elisa Limberg
Kostüme - Anke Gänz & Elisa Limberg
Dramaturgie - Malte Ubenauf
Dramaturgische Mitarbeit - Fadrina Arpagaus
Video - Lisa Böffgen
Licht - Jörg Bittner
Ton - Georg Morawietz
Produktionsleitung - Dörte Wolter
Mit
Yuka Yanagihara, sowie Tara Bacia und Lilly Janz (Video)
Der Tagesspiegel Ulrich Amling, 13.10.2013
"(...) Station I führt in ein Seitengelass des Hamburger Bahnhofs. „Das Gehirn des Hauses“ soll hier zu finden sein. Jalousien öffnen und schließen sich wie von Geisterhand, ein weißes Klavier tönt, ohne dafür einen Spieler zu benötigen. Eine Sängerin versucht etwas Neues zu zimmern, was ihr durch ständig sich ändernde Videoanweisung unmöglich gemacht wird. Was bleibt, ist eine vage Erinnerung an das Treibhaus der Romantik durch Wagners „Träume“. Nach 35 Minuten biegt das fragile Forschen in eine Schleife ein. (...)"